Maßnahmen zur Verbesserung der ophthalmologischen Versorgung von Menschen in Pflege- und Seniorenheimen
Die OVIS-Studie (Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen) hat gezeigt, dass die augenärztliche Versorgung in Senioren- und Pflegeheimen erheblichen Nachholbedarf hat. Um diese Situation zu verbessern, hat die Stiftung Auge gemeinsam mit vielen Unterstützerinnen und Unterstützern einen Maßnahmenkatalog entwickelt. Als geeignete Maßnahmen werden benannt:
- Dokumentation des augenärztlichen Befundes vor dem Einzug in eine Einrichtung
- Ermöglichen von Screening-Untersuchungen in der Einrichtung
- Stärkung des Themas „Auge“ in der Pflegeausbildung und -fortbildung
- Regelung des Transports in augenmedizinische Einrichtungen
- Etablierung von Modellprojekten
Versorgungssituation für Menschen mit diabetischen Netzhauterkrankungen
Anlässlich des EURETINA-Kongresses in Nizza veröffentlichen der DBSV und die Deutsche Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes (DDH-M) diese gemeinsame Pressemitteilung zur Versorgungssituation von Menschen mit diabetischen Netzhauterkrankungen. Prof. Dr. med. Focke Ziemssen von der Universitätsaugenklinik Tübingen ist Unterstützer und Sprecher des Initiativkreises Sehen im Alter.
Nizza/Berlin, 17.09.2015. Sehbehinderungen aufgrund diabetischer Netzhauterkrankungen können Patientinnen und Patienten den Umgang mit der chronischen Erkrankung Diabetes erschweren. Darauf deuten Vorab-Ergebnisse einer internationalen Untersuchung hin, die heute in Nizza beim EURETINA-Kongress erstmals präsentiert wurden. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) und die Deutsche Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes (DDH-M) fordern deshalb mehr Aufklärung über diabetische Netzhauterkrankungen sowie barrierefreie Hilfsmittel und gezielte Reha-Maßnahmen für blinde und sehbehinderte Diabetespatientinnen und -patienten.
Unter dem Titel "DR-Barometer" wurden in 41 Ländern Daten zur Versorgungssituation von Menschen mit Diabetes und Augenerkrankungen erhoben. "DR" steht für "Diabetische Retinopathie". Unter diesem Begriff werden verschiedene Netzhauterkrankungen zusammengefasst, die infolge von Diabetes entstehen können. Mehr als 1,3 Mio. Menschen mit Diabetes leben bundesweit mit einer Erkrankung der Netzhaut, ungefähr 2.000 von ihnen erblinden jedes Jahr.
Das von der New York Academy of Medicine, der International Federation on Ageing (IFA), der International Diabetes Federation (IDF) und der International Agency for the Prevention of Blindness (IAPB) geleitete "DR-Barometer" wurde in Deutschland von DBSV und DDH-M durchgeführt. Die Studie wurde unterstützt von Bayer HealthCare.
Im deutschen Teil des "DR-Barometers" waren jüngere Menschen überrepräsentiert. Dennoch berichteten 27 Prozent der an Diabetes erkrankten Personen mit Seheinschränkung über Probleme im Umgang mit ihrem Diabetes. Besonders gravierend sind Einschränkungen bei der Kontrolle und Einstellung des Blutzuckers. Ein schlecht kontrollierter Diabetes kann zum Fortschreiten der Netzhauterkrankung führen; es droht ein Teufelskreis.
Die Effekte von Diabetes und Augenkrankheit verstärken sich gegenseitig und führen so zu einem erheblichen Verlust an Lebensqualität - die körperliche und psychische Gesundheit leidet. Obwohl Diabetespatienten keine Folgeerkrankung so sehr fürchten, wie den Sehverlust, redet ein knappes Drittel nie mit augenmedizinischem Fachpersonal darüber oder erst dann, wenn Symptome auftreten, nicht zuletzt aus Angst vor der Diagnose - auch darauf weisen die Ergebnisse der Untersuchung hin. DBSV und DDH-M planen deshalb eine gemeinsame Anstrengung mit Hausärztinnen und Hausärzten, Diabetologinnen und Diabetologen, Personen aus Diabetesberatung und augenmedizinischem Fachpersonal, um erkrankten Personen zur augenärztlichen Vorsorge zu motivieren.
"In den sogenannten Disease-Management-Programmen fehlt es in der interdisziplinären Betreuung bisher an Anreizen, um adäquat über dieses unterschätzte Problem zu informieren oder gezielte Prävention zu organisieren. Diabetes-bedingter Sehverlust ist in vielen Fällen vermeidbar", stellt Prof. Dr. med. Focke Ziemssen von der Universitätsaugenklinik Tübingen fest. "Mit Lasertherapie und Medikamenten, die in den Augapfel verabreicht werden, stehen wirksame Optionen zur Verfügung."